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Zwischen Deadlines, Plotlöchern, Marketingplänen, Familienmanagement, dem stinknormalen Alltag, Vereinsarbeit und dieser einen nagenden Frage, ob ich TikTok wirklich weitermachen soll, gerät manchmal das Wichtigste aus dem Blick: Warum ich eigentlich schreibe. Wenn der Kopf voll ist mit To-do-Listen, Excel-Tabellen und Social-Media-Strategien, kann es passieren, dass das eigentliche Herzstück meines Autorinnenlebens leise in die zweite Reihe rutscht – das Erzählen selbst. Und genau deshalb nehme ich mir hin und wieder ganz bewusst ein paar Minuten, um mir selbst auf die Schulter zu tippen und zu fragen: Warum mache ich das hier eigentlich alles? Also: Vorhang auf für meinen kleinen monatlichen Erinnerungsmoment, den ich heute hier mit euch teilen möchte. Weil Geschichten mein Zuhause sind Schon als Kind habe ich Bücher verschlungen – und ja, ich war die mit der Taschenlampe unter der Bettdecke. Während sich andere um Mitternacht vor Monstern fürchteten, war ich längst auf Drachenjagd oder im verbotenen Schlossflügel unterwegs. Geschichten waren schon immer Rückzugsort, Abenteuerspielplatz, Trostspender und Türöffner zu Welten, die größer waren als mein eigenes Zimmer. Irgendwann kam der Punkt, an dem Lesen allein nicht mehr gereicht hat. Die Figuren in meinem Kopf wurden lauter, wollten ihre eigenen Geschichten erzählen. Und ich? Ich wurde zu ihrer Übersetzerin. Weil Figuren zu Freunden werdenManchmal habe ich das Gefühl, ich verbringe mehr Zeit mit meinen Protagonist*innen als mit echten Menschen. (Meine Familie kann davon ein Lied singen, glaubt mir …) Diese Figuren schleichen sich aber auch jedes Mal einfach so in mein Herz. Ich weine mit ihnen, lache über sie, fluche wegen ihnen – und beim Schreiben entstehen plötzlich echte Beziehungen: zu Anna und Alex, zu Aaron, Laura, Cat und Sam. Zu Lilly und Jonah. Aber auch zu all den stilleren, noch nicht ganz fertigen Figuren, die irgendwo in meinem Notizbuch darauf warten, dass ich endlich Zeit für sie habe. Und wenn eine Geschichte endet, ist das oft wie ein kleiner Abschied. Oder ein großer. Je nachdem, wie sehr sie sich vorher in mein Leben gedrängelt haben. Weil Geschichten Brücken bauen Ich lebe seit vielen Jahren in den USA, schreibe aber auf Deutsch für den deutschen Buchmarkt. Das allein ist schon ein Abenteuer. Aber genau darin liegt auch eine meiner größten Motivationen: Geschichten kennen keine Grenzen. Keine Zeitzonen. Keine Barrieren. Sie überbrücken Entfernungen, Sprachen und kulturelle Eigenheiten. Wenn eine Leserin mir schreibt, dass sie sich in einer Figur wiedergefunden hat, obwohl unsere Leben völlig unterschiedlich sind – dann weiß ich, dafür mache ich das. Worte können Verbindungen schaffen, wo im echten Leben manchmal ganze Ozeane dazwischenliegen. Geschichten sind Brücken. Und mal ehrlich: Davon können wir gerade heute ein paar mehr brauchen. Weil Schreiben mich verändert Jede Geschichte, die ich schreibe, verändert auch mich. Sie zwingt mich, mich mit Themen auseinanderzusetzen, die ich vielleicht sonst vermieden hätte. Sie bringt mich an meine Grenzen, lässt mich mutiger werden, verletzlicher, ehrlicher. Und manchmal schenkt sie mir Antworten auf Fragen, die ich mir noch gar nicht bewusst gestellt hatte. Schreiben ist für mich kein Monolog. Es ist ein lebendiges Gespräch – zwischen mir und der Geschichte, zwischen mir und meinen Figuren, zwischen mir und den Menschen, die diese Geschichten irgendwann lesen werden. Wenn Schreiben zur Magie wird Es gibt diese magischen Momente, in denen plötzlich alles klickt. Die Finger fliegen über die Tastatur, die Szene läuft wie ein Film vor meinem inneren Auge, und ich bin mittendrin. Kein Scrollen, kein Grübeln, kein Zweifeln – nur Worte, die fließen. (Okay, außer das Telefon klingelt. Oder Sunny beschließt, dass jetzt der perfekte Moment für einen Spaziergang ist.) Dieser Flow ist für mich wie eine Mischung aus Magie und Meditation. Und auch wenn er nicht jeden Tag da ist (manchmal kommt er erst nach drei Tassen Kaffee und fünf Stunden Plotbastelei), ist es genau dieses Gefühl, das mich immer wieder zurück an den Schreibtisch holt. Weil ich gar nicht anders kann Vielleicht ist das die ehrlichste Antwort auf die Frage „Warum ich schreibe“: Weil ich es nicht lassen kann. Selbst in Phasen, in denen alles schwerfällt, in denen ich mit mir und meinen Geschichten ringe – das Bedürfnis, zu erzählen, bleibt. Es ist wie ein innerer Kompass, der immer wieder Richtung Tastatur zeigt. Schreiben ist nicht einfach ein Job. Es ist ein Teil meines Lebensrhythmus. Und wenn ich mal ein paar Wochen (oder Tage!) nicht schreibe, wird es unruhig in mir. Sehr. Warum ich das alles aufschreibe Weil ich glaube, dass wir als Autor*innen manchmal so sehr im Hamsterrad des Alltags stecken, dass wir vergessen, warum wir angefangen haben. Und weil es unglaublich gut tut, sich selbst daran zu erinnern. Also hier ist meine Erinnerung – an mich, an dich, an uns: Wir schreiben, weil Geschichten wichtig sind. Weil sie Brücken bauen. Weil sie uns verändern. Weil sie uns verbinden. Weil sie uns lebendig fühlen lassen. Und meistens einfach, weil wir gar nicht anders können.
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Kirsten GrecoFantasyautorin aus Michigan. Schreibt Magie, trinkt Kaffee, löscht Plotbrände. Archive
Oktober 2025
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