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Ich bin gerade zurück aus dem Urlaub! Ziel: die Outer Banks in North Carolina. Ergebnis: Wind im Gesicht, Meeresrauschen in den Ohren und ein Kopf voller Szenen, die unbedingt aufgeschrieben werden wollen. Und diese Reise hat wirklich alles gegeben: Spätoktoberhitze, kurz danach Stürme, die das Motorhome durchgeschüttelt haben, überflutete Straßen, gesperrte Brücken, die uns für zwei Tage vom Festland abgeschnitten haben – und ein Hirsch, der plötzlich auf den Dünen auftauchte … Das alles ist Recherche. Nicht in Tabellenform, sondern spürbar, hörbar, echt. Schon die Fahrt von Michigan nach North Carolina war eine kleine Feldstudie: Wälder, die in allen Herbstfarben leuchteten, Highways, die einfach kein Ende nehmen wollten, und Tankstellen, die ihre ganz eigenen Geschichten erzählen. Zum Beispiel die, an der sich eine freundliche Frau vorstellte, Carlo die Hand schüttelte und dann sehr ernsthaft anbot, für unseren kaputten Generator zu beten. Noch bevor wir etwas sagen konnten, hatte sie bereits die Handfläche auf das Gerät gelegt – auf den Generator, nicht auf Carlo – und ein fünfminütiges Gebet hingelegt, als hinge das Schicksal der Stromversorgung persönlich von ihr ab. Ergebnis: Der Generator blieb stumm, aber ich hatte dafür eine Szene, die garantiert in einem Roman landet. Wenn Google Earth an seine Grenzen stößt Klar, heute kann man mit wenigen Klicks jeden Ort der Welt bereisen. Google Earth zeigt die Straßen, YouTube liefert Videos, Blogs und Reiseführer erzählen Details. Ich nutze all das regelmäßig – aber es ersetzt nicht, einen Ort wirklich erlebt zu haben. Wenn man barfuß im warmen Sand steht, das Salz auf den Lippen schmeckt, den Wind hört, der durch Dünengras rauscht – dann begreift man eine Landschaft anders. Kein Bildschirm der Welt kann das ersetzen. Wir standen mit dem Motorhome direkt hinter den Dünen. Nachts, wenn der Sturm das Fahrzeug wackeln ließ, habe ich mir vorgestellt, wie eine meiner Figuren das erleben würde: der Himmel voller Sterne, das Rauschen des Atlantiks, die Unsicherheit, ob die Brücke am nächsten Tag wieder geöffnet ist. Und ja – genau das wird ziemlich sicher in meinem aktuellen Projekt landen. Solche Erfahrungen sind Gold wert, weil sie nicht nur die Landschaft, sondern auch Emotionen transportieren. Natürlich kann ich nicht immer jeden Schauplatz persönlich besuchen. Manche Orte existieren schlicht nicht – vor allem, wenn man Fantasy schreibt. Und selbst wenn, wäre es kaum möglich (oder bezahlbar), für jede Szene einmal quer über den Globus zu reisen. Dann heißt es eben: Laptop aufklappen, Bücherstapel durchforsten und hoffen, dass Google Maps irgendwann Gerüche überträgt. „Du schreibst Fantasy, da brauchst du doch keine Recherche.“ Oh doch. Und zwar jede Menge. Fantasy funktioniert nur, wenn sie in sich glaubwürdig bleibt. Jede erfundene Welt braucht Regeln, Kultur, Geschichte – und diese Regeln müssen konsistent sein. Das ist keine reine Erfindung, das ist Handwerk. Wie funktioniert Magie? Welche Tiere gibt es, welche Pflanzen, welche Jahreszeiten? Wie klingt Musik dort? Welche Rituale begleiten Geburt oder Tod? Ich recherchiere politische Systeme, topografische Eigenheiten, Materialkunde – und ja, manchmal sogar Physik. Für mein aktuelles Projekt habe ich mich tagelang mit dem Thema Flugverhalten beschäftigt – von Fledermäusen bis zu allem, was irgendwie flattert oder gleitet. Wie bewegen sich ihre Flügel? Welche Muskeln sind beteiligt? Wie fühlt sich die Membran an, wie viel Kraft braucht es, um abzuheben? Diese Details sieht man vielleicht nur zwischen den Zeilen, aber sie verleihen der Szene Glaubwürdigkeit. Zwischen Schwert und Screenshot – Kampfrecherche ohne blaue Flecken Ein anderes Thema, das mich regelmäßig beschäftigt, ist das Schreiben von Kampfszenen. Leider habe ich selbst keine Schwertkampfausbildung – auch wenn ich immer wieder mit dem Gedanken spiele, einen Kurs zu belegen (vielleicht irgendwann, rein beruflich natürlich …). Bis dahin helfen YouTube, Fachartikel und meine Beobachtungsgabe. Ich schaue Turniermitschnitte, Tutorials, lese über Haltung, Balance, Atemtechnik. Ich stoppe Videos, mache Screenshots, notiere Bewegungsabfolgen – vom Drehmoment bis zur Gewichtsverlagerung. Ein kleiner Vorteil: Meine Tochter hat früher Karate gemacht. Ich erinnere mich an ihre Haltung, die Ruhe, die Präzision – an dieses kurze Innehalten vor der Bewegung. Wenn ich Kampfszenen schreibe, denke ich oft daran. Und natürlich ist es ausgesprochen praktisch, gute Freundinnen zu haben, die mit Pfeil und Bogen umgehen können. Denn egal, ob jemand eine Waffe führt oder nur seine Kraft einsetzt – der Moment davor ist immer derselbe: pure Kontrolle. Zeitreisen im Kopf – wenn Epochen lebendig werden Nicht alle Geschichten spielen in der Gegenwart. Manche führen in vergangene Zeiten, und dann beginnt die vielleicht intensivste Form der Recherche. Ich habe einen Heidenrespekt vor Autor*innen, die historische Romane schreiben – allein schon wegen der Genauigkeit, dem Quellenstudium, der sprachlichen Feinabstimmung. Jede kleine Abweichung kann den Leser aus der Zeit reißen, und genau das erfordert ein Maß an Geduld und Detailtreue, das ich nur bewundern kann. Ganz entziehen kann aber auch ich mich dieser Art Recherche nicht. Für den ersten Teil meiner Silvanubis-Trilogie habe ich monatelang alles über die Nachkriegszeit im Ruhrgebiet gelesen – Bücher, Dokumentationen, Zeitungsarchive. Ich habe mit Zeitzeug*innen gesprochen, ihre Erinnerungen aufgeschrieben und versucht, mir vorzustellen, wie sich der Alltag damals angefühlt hat: der Geruch von Kohle, das Knirschen von Schutt unter Schuhen, der Klang von Stimmen in engen Hinterhöfen. Ja, diese Arbeit war manchmal bedrückend, aber sie war notwendig und sie hat sich tatsächlich angefühlt wie ein kleiner Zeitsprung. Eine Herausforderung, aber eine, die mir am Ende doch ungeheuer viel Spaß gemacht hat. Solche Recherchen schützen letztendlich davor, Klischees zu reproduzieren oder historische Realitäten zu verzerren. Und ganz ehrlich: Sie hat mir das Schreiben erst ermöglicht. Ohne dieses Fundament wäre die Geschichte leer geblieben. Wenn der Magen mitschreibt – kulinarische Recherche Essen ist in meinen Büchern nie nur Nebensache (und auch sonst nicht). Es ist Atmosphäre, Erinnerung, manchmal Trost. Nicht nur für meine Weihnachtsromane probiere ich jedes Rezept selbst aus. Recherche, die man riechen und schmecken kann. Von Zimtsternen bis Pumpkin Pie, von Empanadas bis Brownies: Erst was in meiner Küche geduftet hat, darf ins Buch. Aber auch in historischen Romanen spielt Essen eine Rolle. Für Das Singen des Feuervogels habe ich recherchiert, was Menschen in der Nachkriegszeit kochten, wenn kaum etwas da war. Besonders berührt hat mich der Gegensatz zwischen dem Hunger der Nachkriegsjahre und der üppigen Fülle in der Welt von Silvanubis. Dort gibt es Essen im Überfluss – saftige Früchte, dampfende Brote, aromatische Kräuter. Und genau das hat mich gereizt: diesen Überfluss dem Hunger von damals gegenüberzustellen. Für meine Protagonist*innen bedeutete das mehr als nur Staunen – sie fühlten sich schuldig, weil sie plötzlich so viel hatten, während sie aus einer Welt kamen, in der jedes Stück Brot zählte. Und dann sind da die Fantasywelten – da darf man endlich alles, auch kulinarisch. Ich überlege, welche Früchte dort wachsen könnten, welche Gewürze die Luft erfüllen und was wohl auf den Tisch kommt, wenn gefeiert wird. Am meisten Spaß macht mir, Gerichte zu erfinden, die fast vertraut schmecken – aber eben nur fast. Von Kräutern, Heilpflanzen und anderen grünen Wundern Ein weiteres Thema, das mich seit Silvanubis 1 begleitet, ist die Heilpflanzenrecherche. Ich wollte wissen, welche Pflanzen in welchen Regionen wachsen, wie man sie verwendet und wie sie riechen. Das hat mich von alten Kräuterbüchern bis zu modernen Studien geführt – und schließlich in meinen eigenen Garten. Heute wachsen dort unter anderem Thymian, Salbei, Estragon, Lavendel, Zitronenmelisse – nicht nur, weil sie hübsch aussehen, sondern weil ich sie anfassen, riechen und beschreiben kann. Wenn ich also über eine Figur schreibe, die eine Salbe anrührt, habe ich den Duft von Kräuterdampf sofort wieder in der Nase. Figurenrecherche – vom Namen bis zum Lebenslauf Auch Charaktere wollen recherchiert werden. Bevor ich schreibe, überlege ich: Woher kommt diese Figur? Welche Sprache spricht sie? Was bedeutet ihr Name? Wie sieht ihr Alltag aus? Ich lese Interviews, schaue Dokus, spreche mit Menschen, die ähnliche Berufe haben. Ich möchte wissen, wie eine Hackerin denkt, wie eine Polizistin redet, wie ein Barista in Detroit den Tag beginnt. Selbst wenn am Ende nur ein Nebensatz übrig bleibt – die Recherche sorgt dafür, dass Figuren Ecken, Kanten und Glaubwürdigkeit bekommen. Schreiben heißt fragen – und nochmal nachfragen Bei mir beginnt Recherche oft lange, bevor das eigentliche Schreiben anfängt. Manchmal sammle ich schon Material, während ich ein anderes Projekt beende – Zeitungsartikel, Karten, Fotos, Gesprächsfetzen. Mindestens vier bis sechs Wochen investiere ich in die intensive Vorbereitung, oft mehr. Und selbst mitten im Manuskript tauchen neue Fragen auf: Wie riecht Ozon nach einem Gewitter wirklich? Wie lange fliegt man mit 100 km/h von Detroit nach Copper Harbor? Welche Farbe hat der Himmel kurz vor einem Sturm? Recherche endet nie. Sie ist der unsichtbare Atem hinter jeder Szene. Und dann ist da noch der Blick von außen Ich schreibe meine Bücher auf Deutsch – aber fast alle spielen in den USA. Das liegt nicht daran, dass ich amerikanische Schauplätze „trendiger“ finde, sondern schlicht daran, dass ich hier lebe. Seit vielen Jahren ist Michigan mein Zuhause. Ich kenne die Seen, das Licht, die Stille im Wald, das Sirren der Zikaden im Sommer, den Geruch nach Schnee im Januar. Ich schreibe gern über Orte, die ich kenne, weil ich ihre Atmosphäre fühlen kann. Ob es eine verlassene Straße in Detroit ist, eine Küstenstadt in North Carolina oder ein Diner irgendwo zwischen beidem – ich mag es, wenn die Kulisse mehr ist als nur Dekoration. Nur eine Ausnahme gibt es: die Silvanubis-Trilogie. Sie beginnt im Ruhrgebiet – meiner alten Heimat – und führt später in eine fantastische Parallelwelt. Zufall? Eher nicht. Das Ruhrgebiet ist schließlich der Ort, an dem ich gelernt habe, hinter grauen Fassaden Geschichten zu entdecken. Dieser Spagat – deutschsprachige Autorin im Ausland zu sein – prägt meine Arbeit sehr. Ich denke auf Deutsch, träume manchmal auf Englisch – und irgendwo dazwischen entstehen meine Geschichten. Fazit: Recherche ist kein Umweg – sie ist der Weg Ob in den Dünen von North Carolina, in den Straßen von Detroits Corktown, in einer kleinen Stadt am Rande des Ruhrgebiets oder zwischen Thymian und Lavendel im eigenen Garten: Recherche bedeutet, die Welt zu verstehen, bevor man sie neu erschafft. Sie ist das unsichtbare Fundament unter jeder Geschichte. Ohne sie wären meine Welten blass, meine Figuren leer, meine Dialoge hohl. Und das Schönste daran: Jede Recherche öffnet Türen – zu Orten, Menschen, Zeiten und neuen Ideen. Am Ende ist sie vielleicht genau das: der Moment, in dem Wirklichkeit zu Geschichte wird.
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Zwischen Deadlines, Plotlöchern, Marketingplänen, Familienmanagement, dem stinknormalen Alltag, Vereinsarbeit und dieser einen nagenden Frage, ob ich TikTok wirklich weitermachen soll, gerät manchmal das Wichtigste aus dem Blick: Warum ich eigentlich schreibe. Wenn der Kopf voll ist mit To-do-Listen, Excel-Tabellen und Social-Media-Strategien, kann es passieren, dass das eigentliche Herzstück meines Autorinnenlebens leise in die zweite Reihe rutscht – das Erzählen selbst. Und genau deshalb nehme ich mir hin und wieder ganz bewusst ein paar Minuten, um mir selbst auf die Schulter zu tippen und zu fragen: Warum mache ich das hier eigentlich alles? Also: Vorhang auf für meinen kleinen monatlichen Erinnerungsmoment, den ich heute hier mit euch teilen möchte. Weil Geschichten mein Zuhause sind Schon als Kind habe ich Bücher verschlungen – und ja, ich war die mit der Taschenlampe unter der Bettdecke. Während sich andere um Mitternacht vor Monstern fürchteten, war ich längst auf Drachenjagd oder im verbotenen Schlossflügel unterwegs. Geschichten waren schon immer Rückzugsort, Abenteuerspielplatz, Trostspender und Türöffner zu Welten, die größer waren als mein eigenes Zimmer. Irgendwann kam der Punkt, an dem Lesen allein nicht mehr gereicht hat. Die Figuren in meinem Kopf wurden lauter, wollten ihre eigenen Geschichten erzählen. Und ich? Ich wurde zu ihrer Übersetzerin. Weil Figuren zu Freunden werdenManchmal habe ich das Gefühl, ich verbringe mehr Zeit mit meinen Protagonist*innen als mit echten Menschen. (Meine Familie kann davon ein Lied singen, glaubt mir …) Diese Figuren schleichen sich aber auch jedes Mal einfach so in mein Herz. Ich weine mit ihnen, lache über sie, fluche wegen ihnen – und beim Schreiben entstehen plötzlich echte Beziehungen: zu Anna und Alex, zu Aaron, Laura, Cat und Sam. Zu Lilly und Jonah. Aber auch zu all den stilleren, noch nicht ganz fertigen Figuren, die irgendwo in meinem Notizbuch darauf warten, dass ich endlich Zeit für sie habe. Und wenn eine Geschichte endet, ist das oft wie ein kleiner Abschied. Oder ein großer. Je nachdem, wie sehr sie sich vorher in mein Leben gedrängelt haben. Weil Geschichten Brücken bauen Ich lebe seit vielen Jahren in den USA, schreibe aber auf Deutsch für den deutschen Buchmarkt. Das allein ist schon ein Abenteuer. Aber genau darin liegt auch eine meiner größten Motivationen: Geschichten kennen keine Grenzen. Keine Zeitzonen. Keine Barrieren. Sie überbrücken Entfernungen, Sprachen und kulturelle Eigenheiten. Wenn eine Leserin mir schreibt, dass sie sich in einer Figur wiedergefunden hat, obwohl unsere Leben völlig unterschiedlich sind – dann weiß ich, dafür mache ich das. Worte können Verbindungen schaffen, wo im echten Leben manchmal ganze Ozeane dazwischenliegen. Geschichten sind Brücken. Und mal ehrlich: Davon können wir gerade heute ein paar mehr brauchen. Weil Schreiben mich verändert Jede Geschichte, die ich schreibe, verändert auch mich. Sie zwingt mich, mich mit Themen auseinanderzusetzen, die ich vielleicht sonst vermieden hätte. Sie bringt mich an meine Grenzen, lässt mich mutiger werden, verletzlicher, ehrlicher. Und manchmal schenkt sie mir Antworten auf Fragen, die ich mir noch gar nicht bewusst gestellt hatte. Schreiben ist für mich kein Monolog. Es ist ein lebendiges Gespräch – zwischen mir und der Geschichte, zwischen mir und meinen Figuren, zwischen mir und den Menschen, die diese Geschichten irgendwann lesen werden. Wenn Schreiben zur Magie wird Es gibt diese magischen Momente, in denen plötzlich alles klickt. Die Finger fliegen über die Tastatur, die Szene läuft wie ein Film vor meinem inneren Auge, und ich bin mittendrin. Kein Scrollen, kein Grübeln, kein Zweifeln – nur Worte, die fließen. (Okay, außer das Telefon klingelt. Oder Sunny beschließt, dass jetzt der perfekte Moment für einen Spaziergang ist.) Dieser Flow ist für mich wie eine Mischung aus Magie und Meditation. Und auch wenn er nicht jeden Tag da ist (manchmal kommt er erst nach drei Tassen Kaffee und fünf Stunden Plotbastelei), ist es genau dieses Gefühl, das mich immer wieder zurück an den Schreibtisch holt. Weil ich gar nicht anders kann Vielleicht ist das die ehrlichste Antwort auf die Frage „Warum ich schreibe“: Weil ich es nicht lassen kann. Selbst in Phasen, in denen alles schwerfällt, in denen ich mit mir und meinen Geschichten ringe – das Bedürfnis, zu erzählen, bleibt. Es ist wie ein innerer Kompass, der immer wieder Richtung Tastatur zeigt. Schreiben ist nicht einfach ein Job. Es ist ein Teil meines Lebensrhythmus. Und wenn ich mal ein paar Wochen (oder Tage!) nicht schreibe, wird es unruhig in mir. Sehr. Warum ich das alles aufschreibe Weil ich glaube, dass wir als Autor*innen manchmal so sehr im Hamsterrad des Alltags stecken, dass wir vergessen, warum wir angefangen haben. Und weil es unglaublich gut tut, sich selbst daran zu erinnern. Also hier ist meine Erinnerung – an mich, an dich, an uns: Wir schreiben, weil Geschichten wichtig sind. Weil sie Brücken bauen. Weil sie uns verändern. Weil sie uns verbinden. Weil sie uns lebendig fühlen lassen. Und meistens einfach, weil wir gar nicht anders können. Seit Mai schreibe ich hier munter drauflos – ohne mich jemals richtig vorgestellt zu haben. Höchste Zeit, das nachzuholen. Wer mir auf Instagram oder Facebook folgt, weiß wahrscheinlich schon einiges … aber für alle anderen (und für diejenigen, die vielleicht gern ein paar Hintergrundgeschichten hören wollen): Hier kommt mein persönlicher „Über mich“-Beitrag. Diesmal geht es nicht um mein aktuelles Leben in Michigan, sondern vor allem um meine Zeit vor Amerika – um all das, was mich geprägt, herumgewirbelt und an genau den Punkt gebracht hat, an dem ich heute bin. Hätte mir jemand mit 18 gesagt, dass ich irgendwann in Michigan lande, verheiratet, mit Familie, Hund und Bücherregalen, die vom Boden bis zur Decke reichen und in denen über zehn eigene Veröffentlichungen stehen, ich hätte mir ein Grinsen garantiert nicht verkneifen können. Damals wollte ich nach Australien auswandern. Oder Lehrerin werden. Oder Schauspielerin. Stattdessen wurde es: ein abgebrochenes Studium, eine Banklehre (größter Fehlstart ever!), Fremdsprachen, ein Nebenjob, bei dem ich gelernt habe, wie schnell man in einem Musical Kostüme wechseln kann, ein halbes Jahr Backpacking durch Australien … und schließlich Carlo. Ob ich das Chaos, die tausend Umwege bereue? Nicht einen davon. Denn sonst wäre ich nicht da, wo ich heute bin: Zuhause. Aber zurück zum Anfang … Sauerlandkind mit Büchersucht Ich bin in Iserlohn geboren und in Hagen aufgewachsen – also irgendwo zwischen Sauerland und Ruhrpott. Zur Schule gegangen bin ich auf ein reines Mädchengymnasium (ja, das war so speziell, wie es klingt!). Das Beste daran: Ich treffe mich bis heute – wann immer ich in Deutschland bin – mit einigen meiner alten Klassenkameradinnen. Manche Verbindungen überstehen eben Jahrzehnte und Kontinente. Wenn ich an diese Zeit denke, erinnere ich mich nicht nur an Freundschaften und Schule – sondern auch daran, wie sehr Bücher schon damals mein Leben bestimmt haben. Schon als Kind habe ich alles gelesen, was mir in die Finger fiel: Jugendbücher, Märchen, Comics oder später auch alte Romane meiner Eltern. Das erste Buch, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist, stammt aus meiner Pre‑Teen-Zeit: Wölfe ums Schloss von Joan Aiken. Die spannende Geschichte um Bonnie und Sylvia, die sich gegen die böse Gouvernante behaupten müssen, hat mich so gepackt, dass ich damals nicht nur mit einem Kassettenrekorder ein eigenes Hörspiel aufgenommen, sondern sogar eine Fortsetzung geschrieben habe (lange bevor man dafür das Wort Fanfiction erfunden hat). Von 100 Metern, Bratschen und Prioritäten Im Teenageralter kamen dann noch Sport und Musik dazu. Ich bin die 100 Meter in 12,5 Sekunden gelaufen und durfte im NRW-Kader in Dortmund trainieren. Gleichzeitig habe ich Geige und Bratsche gespielt – und natürlich gab es Tage, an denen diese Welten kollidierten. Zum Beispiel, als ich mich mit meiner 4x100-Meter-Vereinsstaffel für die Deutschen Schülermeisterschaften qualifizierte. Dummerweise fiel der Termin genau auf das große Schulkonzert. Meine Orchesterleiterin wollte mich nicht fahren lassen, weil ich die einzige Bratschistin war, die an diesem Abend zehn entscheidende Töne zu spielen hatte. Ich habe mich für die Meisterschaft entschieden und beim Konzert unentschuldigt gefehlt. Prioritäten … Studium, Umwege & ein neuer Anfang Nach dem Abi habe ich in Bonn Germanistik und Sportwissenschaft studiert. Total naheliegend, wenn man einen Menglisch-Leistungskurs-Abschluss hat – Englisch (habe ich geliebt) und Mathe (eher überlebt). Mein Plan: Lehrerin werden. Die Realität: irgendwann festgestellt, dass es nicht das Richtige war. Also Richtungswechsel. Eine Banklehre (größter Fehlstart und die längsten Jahre meines Lebens ever, aber gut, aus erster Hand weiß ich jetzt, wie man in einem Beruf komplett fehl am Platz sein kann). Danach kam das, was wirklich gepasst hat: eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin in Englisch und Spanisch. Eigentlich hätte ich mir all die Umwege sparen können – mein Englisch-Leistungskurs hatte mir schließlich schon gezeigt, wo meine Stärken (und meine Freude) lagen. Diese Ausbildung habe ich jedenfalls in vollen Zügen genossen, inklusive eines unvergesslichen Monats an einer Sprachschule in Dublin. Starlight Express: Rollschuhe, Kostüme & Nächte ohne SchlafNebenbei hatte ich den coolsten Nebenjob überhaupt: Als Dresserin bei Starlight Express in Bochum habe ich Kostüme geschnürt, schnelle Wechsel begleitet und hinter den Kulissen erlebt, wie aufregend und chaotisch so ein Musicalbetrieb wirklich ist. Wie ich das damals eigentlich geschafft habe, frage ich mich heute noch: tagsüber Sprachschule in Dortmund, dann im Eiltempo zurück in die WG nach Bochum, kochen, essen, einkaufen, lernen – und abends weiter zum Starlight Express. Kein Abend vor Mitternacht zu Hause – wenige Stunden später war die Nacht zu Ende. Schlaf? Definitiv überbewertet. Mein Belgien-Kapitel: Leben & Arbeiten in Brügge Und weil ich mein frisch erlerntes Wissen sofort nutzen wollte, verschlug es mich nach Belgien, wo ich in einem Hotel in Brügge arbeitete. Ausgerechnet Brügge – wo man natürlich ständig Englisch oder Spanisch spricht ... Aber warum geradeaus gehen, wenn es auch zickzack geht? Es war trotzdem genau richtig, denn heute denke ich total gerne an diese Zeit zurück – und finde, Brügge ist immer noch eine der schönsten Städte, die ich kenne. Und das Einzimmerapartment, in dem ich dort gewohnt habe, war wahrscheinlich das coolste überhaupt: mitten in der Innenstadt, direkt unter dem Dach, mit einem Aufzug, bei dem man nie sicher sein konnte, ob er wirklich oben ankam. PS: Nach der Spätschicht im Hotel führte mein Weg oft an der ein oder anderen urigen Kneipe vorbei – und ganz ehrlich, einfach vorbeizugehen wäre ja unhöflich gewesen 😉. Ich glaube, aus dieser Zeit stammt auch meine Schwäche für ein gutes Bier. Selbst heute kann ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen, wenn ich in Michigan ein belgisches Importbier im Regal entdecke. Backpacking in Australien: Rucksack, Ostküste & Shiatsu-Kurs Doch lange stillhalten konnte ich nie. Also habe ich nach einem Jahr alles verkauft, was ich besaß (viel war es nicht), meinen Rucksack gepackt und bin nach Australien aufgebrochen. Ein halbes Jahr Backpacking an der wunderschönen Ostküste, inklusive eines dreimonatigen Shiatsu-Massage-Kurses in Sydney. (Ja, das kann ich heute noch!) Meine Highlights? Ganz klar die tägliche Fähre vom Circular Quay nach Manly – wo ich anfangs bei Bekannten von Bekannten von Bekannten aus Brügge gewohnt habe. Oder der Sandwich-Verkauf mit anschließendem Kaffeetrinken am Sydney Opera House mit Brigitte. Der Glebe Fleamarket, die Strände von Cape Tribulation, Wanderungen durch den Daintree Rainforest und Reitausflüge in den Blue Mountains … eine bunte Mischung aus Alltag und Abenteuer, die sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt hat. Danach stand für mich fest: zurück nach Deutschland, den Rest organisieren – und dann endgültig nach Australien auswandern. Damals war ich überzeugt, dass dort mein neues Zuhause sein würde. Als Zuhause plötzlich ein Mensch war Aber das Leben hatte andere Pläne. Denn bevor es endgültig nach Australien zurückgehen sollte, hieß es erst einmal zurück nach Hagen, Auswandern vorbereiten, Arbeiten und Geld verdienen. Genau dort traf ich Carlo – und plötzlich hatte ich es gar nicht mehr so eilig mit dem Auswandern … Bis dahin war ich ständig unterwegs gewesen: Australien, Brügge, Dublin, Cambridge – stets mit dem Gefühl, dass die nächste Station vielleicht die richtige sein könnte. Mit Carlo habe ich gelernt, dass Zuhause nicht unbedingt ein Ort sein muss, sondern auch eine Person sein kann. Genau das war der Grund, warum Australien für mich nur noch ein Reiseziel blieb. Und was soll ich sagen … wir haben nach ein paar Monaten geheiratet, eine Familie gegründet und eine Weile im wunderschönen Spessart gelebt. Ein paar Jahre später bin ich dann doch ausgewandert. Aber nicht allein, sondern mit Mann und zwei Töchtern. Nur eben nicht nach Australien, sondern nach Michigan. Zum Schluss noch ein paar Fun Facts
Was bleibt Wenn ich eins gelernt habe, dann das: Das Leben hält sich selten an Pläne – und das ist vielleicht auch ganz gut so. Meine Umwege haben mich nicht nur nach Michigan geführt, sondern auch dahin, wo ich heute bin - mit einer Familie, einem Hund, zu vielen Büchern, einem Kopf voller Geschichten und diesem Abenteuer zwischen zwei Welten. Und jetzt, wo ihr meine Vorgeschichte kennt, können wir uns hier im Blog wieder den Dingen widmen, die mich heute bewegen: dem Schreiben, den Büchern und diesem manchmal verrückten Leben in den USA. Willkommen auf meiner kleinen Ecke Internet. Schön, dass ihr da seid. Ich freue mich, wenn ihr bleibt. Wer einmal in den USA war, weiß: „groß“ ist hier keine bloße Beschreibung – es ist ein Lebensgefühl. Riesige Einkaufsläden, in denen man sich verlaufen kann. Kühlschränke, in die locker ein deutscher Wochenmarkt passt. Autos, bei denen man eine Leiter zum Einsteigen bräuchte. Gallonenweise Milch und Wein. Supermärkte mit Gängen so breit wie deutsche Landstraßen. XXL-Packungen Chips, groß genug, um eine Fußballmannschaft satt zu kriegen. Portionen in Restaurants, die eher nach Familienfest aussehen als nach Abendessen (kein Problem, denn den Rest wandert sowieso in die berühmte To-go-Box). Und dann ist da noch das Land selbst: endlose Highways, die sich wie Lineale in die Ferne ziehen, und der Superbowl, bei dem nicht nur der Ball, sondern auch der Hype gigantisch ist. Aber ist alles wirklich big, bigger, Amerika? Sind die Amerikaner wirklich so freundlich – und oberflächlich, wie behauptet wird? Und gehen sie wirklich mit Schuhen ins Bett? In diesem Beitrag nehme ich ein paar der bekanntesten amerikanischen Klischees und Mythen unter die Lupe – und schaue, welche sich bewahrheitet haben und welche eher ins Reich der Hollywood-Fantasie gehören. Ganz wichtig: Das hier ist keine wissenschaftliche – und ganz sicher keine politische - Abhandlung, sondern meine ganz persönliche Michigan-Perspektive - eine Sammlung von Eindrücken aus dem Land, in dem selbst der kleinste Kaffee „Tall“ heißt. Alles ist größer – na klar. Aber… Das Klischee stimmt. Meistens. Und ehrlich gesagt: Genau das macht einen Teil des Lebens hier aus. Diese Weite, die endlosen Straßen, das Gefühl von Freiheit – es steckt im Asphalt, in den riesigen Trucks, in Supermärkten, die rund um die Uhr offen haben und im tiefen Blau des Himmels, der irgendwie weiter zu sein scheint. (Ohne Witz, das war das Erste, was mir aufgefallen ist, als wir 1999 hier angekommen sind). Aber dann gibt es diese kleinen Juwelen, die das Bild bunter machen: winzige Buchläden, in denen ich als Autorin stundenlang stöbern könnte (auch wenn ich zugebe, dass ich ab und zu gern im großen Barnes & Noble abtauche). Farmers Markets mit handbeschrifteten Schildern und frischen Tomaten. Kleine Verkaufsstände am Straßenrand, bei denen das Geld einfach in eine Kasse aus Blech geworfen wird. Diners und Cafés, in die nur ein paar Tische passen – wie das Tea Haus in Ann Arbor, wo man froh ist, wenn man überhaupt einen Platz bekommt, und das Warten gern in Kauf nimmt. Food Trucks mit handgemalten Menüs. Vintage Shops und Thrift Stores, vollgestopft mit Schätzen und Kuriositäten. Und genau diese Mischung aus XXL und Mini macht für mich den Alltag in Michigan aus - ein Leben zwischen Weite und Nähe, zwischen großem Spektakel und kleinen Momenten. Schuhe anlassen – wirklich überall? Das Klischee hält sich hartnäckig: Amerikaner ziehen nie ihre Schuhe aus. Nicht einmal im Bett, heißt es. Und tatsächlich – viele laufen ganz selbstverständlich mit Straßenschuhen durchs Haus, als wären Teppiche, Sofas und Küchenböden unverwüstlich. Für deutsche Gäste wirkt das manchmal wie ein kleiner Kulturschock: Man selbst scharrt noch verlegen an der Fußmatte, während der Gastgeber schon mit Sneakers quer über den Teppich marschiert. Aber: Ganz so schwarz-weiß ist es nicht. Die jüngere Generation scheint das lockerer – oder vielleicht auch hygienischer – zu sehen. Immer öfter hört man beim Betreten eines Hauses ein freundliches „Shoes off, please“, und plötzlich sitzen alle in Socken oder bunten Hausschuhen im Wohnzimmer. Offenbar ist es auch hier nicht mehr so angesagt, den halben Vorgarten ins Haus zu tragen. Am Ende bleibt es also ein Mischbild: Oma Esther fühlt sich ohne Schuhe nicht komplett angezogen, Enkelin Harper macht gleich an der Tür klar, dass drinnen „sock mode“ gilt. PS: Meine amerikanischen Protagonisten gehen nie – absolut nie – mit Schuhen ins Bett. Freundlich, herzlich - oberflächlich? Dieses Klischee begegnet mir ständig, und ehrlich gesagt stolpere ich bei diesem Vorurteil immer ein bisschen. Klar, ein gewisses Dauerlächeln gehört hier fast schon zum guten Ton – manchmal fühlt man sich, als hätte man einen unsichtbaren Vertrag unterschrieben: ‚Smile, you’re in America‘. Und ja, Amerikaner sind in der Regel offen, herzlich, und man wird auch als Fremde*r oft einfach angesprochen. An der Supermarktkasse, auf der Straße, beim Spaziergang kommt schnell ein „How are you?“. Aber Überraschung: Niemand wird hier gezwungen zurückzulächeln. Und ob das Gespräch oberflächlich bleibt, liegt dann auch ganz an dir. Antwortest du nur knapp mit „I’m fine, thanks“, ist es eben auch nicht mehr als eine Floskel. Aber öffnest du dich ein kleines Stück, ergibt sich oft ein echtes, freundliches Gespräch – selbst zwischen zwei Packungen Milch oder unterwegs mit Sunny an der Leine. Und manchmal geht’s sogar noch weiter: Aus einem harmlosen Smalltalk über das Wetter wird plötzlich ein Geheimtipp fürs beste Café in der Stadt. Oder jemand erzählt dir in der Schlange vor dem Postschalter, warum er eigentlich aus Texas nach Michigan gezogen ist. Keine tiefenpsychologischen Enthüllungen – aber eben auch alles andere als oberflächlich. Es stimmt schon irgendwie: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es hinaus.“ Ein freundlicher Ton ist hier wie ein Startknopf: Drückt man ihn, läuft das Gespräch plötzlich von allein. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass man auf diese Weise sogar richtige Freundschaften knüpfen kann. Ein Lächeln im Vorübergehen, ein bisschen Offenheit im ersten Moment – schon wird eine Begegnung leichter. Und mal ehrlich: Ein freundliches Gesicht ist doch immer schöner als ein Knurren oder völlige Ignoranz. Fast Food, Fake Food – und teuer ist es obendrein? Das Bild vom amerikanischen Essen ist schnell gezeichnet: künstlich, fettig, frittiert und in XXL. Und ja, das Klischee stimmt – zumindest auf den ersten Blick. Es gibt Supermarktregale, die wirken wie eine Chemieausstellung: neonbunte Cerealien, Joghurts, die mehr Zucker als Milch enthalten, und Chips in Geschmacksrichtungen, von denen man nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt. Fast Food ist allgegenwärtig, und günstige Fertigprodukte gibt es an jeder Ecke. Aber auch hier sehe ich – wie schon beim Thema „Schuhe im Haus“ – einen klaren Unterschied zwischen den Generationen. Gerade viele junge Eltern achten heute sehr bewusst auf gesunde Ernährung. Es gibt Apps, mit denen man Lebensmittel im Supermarkt scannen kann, die in Sekundenschnelle alle fragwürdigen Zusatzstoffe ausspucken. Bio-Produkte sind zwar oft teurer – müssen es aber nicht sein. Wer saisonal einkauft, auf dem Farmers Market zuschlägt oder einfach die Sonderangebote nutzt, bekommt auch hier frisches Gemüse zu vernünftigen Preisen. Mehr und mehr Familien setzen außerdem auf Selbstversorgung: eigene kleine Gemüsegärten hinterm Haus sind längst keine Seltenheit mehr, und nicht wenige halten sogar ein paar Hühner für frische Eier. Und die Preise schwanken stark: In Metropolen wie New York oder Chicago zahlt man für denselben Korb Lebensmittel oft deutlich mehr als in kleineren Städten oder ländlichen Gegenden. Und ja: Auch in den USA gibt es Aldi. Dort findet man erstaunlich viele organische Produkte, die deutlich günstiger sind als in anderen Supermärkten. Aber auch die haben längst gemerkt, dass der Griff zum „gesunden Essen“ immer häufiger wird – und ziehen nach, um konkurrenzfähig zu bleiben. Trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack: Ungesundes, hochverarbeitetes Essen ist nach wie vor billiger und leichter verfügbar. Traurig, aber wahr – und leider kein ausschließlich amerikanisches Phänomen. Nur Englisch – und sonst nichts? Ein weiteres Klischee: Amerikaner sprechen keine Fremdsprachen und haben von Geografie oder Geschichte außerhalb der eigenen Grenzen keine Ahnung. (Noch einmal der Hinweis: Das ist nur meine persönliche Beobachtung – keine wissenschaftliche Studie.) Und ja – da steckt ein Körnchen Wahrheit drin. Viele Amerikaner kommen tatsächlich mit Englisch allein durchs Leben, einfach weil sie es können. Die USA sind riesig, und egal ob man nach Florida, Kalifornien oder Alaska reist – man kommt überall mit derselben Sprache durch. Fremdsprachenunterricht gibt es zwar an Schulen, aber oft später und weniger intensiv als in Deutschland zum Beispiel. Das Ergebnis: ein paar Brocken Spanisch, Französisch oder Deutsch – aber selten so, dass man wirklich ins Plaudern kommt. Doch auch hier ist das Bild differenzierter, als das Klischee vermuten lässt. Gerade in Städten und an der mexikanischen Grenze sprechen viele Menschen fließend Spanisch. Und: Spanisch ist nach Englisch die zweite große Alltagssprache im Land. Dazu kommen Millionen Immigrant*innen, die ihre ursprüngliche Sprache neben Englisch beibehalten – von Polnisch über Arabisch bis Chinesisch hört man in Michigan (und eigentlich überall in Amerika) eine ganze Menge. Und was die angeblich „fehlenden“ Geografie- und Geschichtskenntnisse betrifft: Klar, viele Amerikaner haben weniger Überblick über Europa, weil das Schulsystem den Fokus stark auf die eigene Geschichte legt. Dafür kennt man hier die Präsidenten-Reihenfolge manchmal im Schlaf – während ich gestehen muss, dass ich beim Durchzählen der deutschen Bundeskanzler schon mal hängenbleibe. Und Hand aufs Herz: Wie viele Deutsche wüssten auf Anhieb, wo Michigan liegt? Fazit: Das schnelle Bild – aber nicht immer die ganze Wahrheit Wenn ich eins in all den Jahren hier gelernt habe, dann das: Klischees haben immer einen wahren Kern – sonst würden sie nicht so hartnäckig überleben. Aber sie sind eben nur der schnelle Schnappschuss, nie das ganze Bild. Die USA sind groß, widersprüchlich, bunt, zu laut und zu leise zugleich. Manches ist tatsächlich so überzogen, dass man lachen muss, anderes wiederum überraschend wahr. Am Ende zeigen Klischees eben doch nur, wie wir gesehen werden – und nicht unbedingt, wie wir wirklich sind. PS: Und ja – natürlich gibt es noch eine ganze Menge weiterer Mythen, die hier keinen Platz gefunden haben. Irgendwann gibt’s also bestimmt einen zweiten Teil. Du denkst, du bist fertig. Das Buch ist draußen, die Geschichte erzählt, der Punkt gesetzt. Und dann – landet es wieder bei dir. Plötzlich sitzt du da, roter Stift in der Hand, bereit, dein eigenes Werk auseinanderzunehmen. Oder? Bist du wirklich bereit, noch einmal tief in die Geschichte einzutauchen? Ehrlich zu dir zu sein, wenn du denkst: Himmel, was habe ich da eigentlich geschrieben? Das Thema ist für mich gerade ganz aktuell, denn am 12. August erscheint die stark überarbeitete Neuauflage eines "alten" Verlagstitels. Warum überhaupt eine Neuauflage? Weil Geschichten mit uns wachsen. Weil wir als Autor*innen nicht dieselben bleiben, die wir beim Schreiben der ersten Version waren. Und weil Bücher, die wir vor Jahren veröffentlicht haben, oft nicht mehr ganz das sind, was wir heute erzählen würden. Manchmal geht es dabei nur um ein neues Cover, ein frischeres Lektorat oder eine technische Anpassung. Aber manchmal geht es um mehr. Nicht nur um Stil. Sondern um Haltung. Ton. Tiefe. Ob Selfpublisher*in oder Verlagsautor*in: Irgendwann steht man vor der Entscheidung, ein älteres Werk noch einmal in die Hand zu nehmen. Für Selfpublisher*innen ist das oft eine freiwillige kreative Entscheidung. Für Verlagsautor*innen beginnt es meist mit der Rückgabe der Rechte. (Kleiner Exkurs zur Vertragsdauer: Unterschreibe niemals – wirklich niemals – einen Vertrag, der bis zum Ende des gesetzlichen Urheberrechtsschutzes läuft. Der endet nämlich 70 Jahre nach dem Tod der Autor*in. Diesen Fehler habe ich bei meinem Debüt gemacht. Und wie viele Kolleg*innen habe ich lange kämpfen müssen, die Rechte an meinem Buch zurückzubekommen, nachdem der Verlag seine Autor*innen schlicht geghostet hat.) Zum Glück war es dieses Mal nicht so. Als die Rechte an meinem früheren Thienemann-Verlagstitel Shine – Das Licht zwischen den Welten an mich zurückfielen, dachte ich zuerst: einmal drüberlesen, neues Cover, Selfpublishing – fertig. Tja, falsch gedacht. Denn aus einer schnellen Überarbeitung wurde ein echter Kraftakt. Weil ich gemerkt habe, dass ich heute anders schreibe. Dass ich anders über meine Figuren denke. Und dass die Geschichte es verdient hat, so erzählt zu werden, wie ich sie heute schreiben würde – ohne ihre Essenz zu verlieren. Ich habe fast einen Monat überarbeitet. Gestrichen, geschärft, neu geschrieben (und war beim Gegenlesen ehrlich gesagt ein bisschen erschrocken, was damals einfach so "durchgewunken" wurde). Rund 80 % des ursprünglichen Textes stehen noch. Der Rest ist gegangen. Oder hat sich verwandelt. Genau wie ich. Zwei Wege – Verlag oder Selfpublishing?Wenn ein Buch zu dir zurückkommt, stehst du als Autor*in vor einer spannenden Entscheidung: Wohin jetzt damit? Grundsätzlich gibt es zwei Wege: Ein neuer (kleiner) Verlag Ein kleiner Verlag kann eine gute Wahl sein, wenn du dich nicht um alles selbst kümmern willst – und eventuell ein wenig mehr Mitspracherecht als bei einem klassischen Publikumsverlag suchst. Viele dieser Verlage haben sich auf bestimmte Genres spezialisiert, arbeiten mit Herzblut und geben alten Titeln gern eine zweite Chance. Vorteile:
Selfpublishing Selbst verlegen heißt: Du bist dein eigener Verlag. Du bestimmst nicht nur über Inhalt, Cover und Preis – sondern auch über den Zeitpunkt der Veröffentlichung, das Marketing und alles dazwischen. Vorteile:
Was kann (und darf) sich ändern? Wenn du eine Neuauflage in Angriff nimmst, stellt sich schnell die Frage: Was genau soll eigentlich anders werden? Und noch wichtiger: Wie machst du transparent, dass es sich nicht um ein komplett neues Buch handelt – sondern um eine überarbeitete Version eines bereits veröffentlichten Titels? Gerade dieser letzte Punkt ist essenziell. Leser*innen verdienen Klarheit. Ob im Klappentext, im Impressum oder direkt auf der Produktseite – es sollte offen kommuniziert werden, wenn ein Buch unter einem neuen Titel (und vielleicht mit neuem Cover) noch einmal erscheint. Nicht alle kennen das Prinzip der „relaunchten Backlist“ – und niemand möchte ein Buch kaufen, das man versehentlich doppelt im Regal stehen hat. Es sei denn, man ist neugierig – und will wissen, wie sich die alte Geschichte in ihrem neuen Kleid macht. Stil & Sprache Dein Schreibstil verändert sich mit jedem Buch. Was sich früher gut angefühlt hat, klingt heute vielleicht zu steif, zu blumig oder einfach nicht mehr wie du. Bei Willow war genau das der Ausgangspunkt: Ich habe Formulierungen gestrafft, Szenen flüssiger gemacht, Monologe gekürzt oder ganz gestrichen – und meinen Figuren einfach mehr Luft gelassen. Zeitliche Bezüge & Aktualität Wenn dein Buch in der Gegenwart spielt, aber vor zehn Jahren geschrieben wurde – dann ist die Gegenwart heute eine andere. TikTok war noch Zukunftsmusik, Airbnbs hießen noch „Pensionen“, und wer jemanden mochte, schickte eine SMS – mit T9-Tastatur. Solche Dinge wirken heute schnell angestaubt oder aus der Zeit gefallen. Du musst nicht alles modernisieren – aber es lohnt sich, bewusst hinzuschauen: Passt das noch? Oder ist es nur aus Gewohnheit da? Dialoge & Figurenentwicklung Der Ton macht die Musik – und gerade bei Dialogen hat sich bei mir viel verändert. Was früher cool oder witzig klang, fühlt sich heute manchmal aufgesetzt an. Oder zu brav. Manche Figuren wollten mehr Kante, andere mehr Tiefe. Auch die Art, wie sie miteinander sprechen – wie sie streiten, flirten, sich öffnen – hat sich mit der Überarbeitung verändert. Bei Willow habe ich an genau diesen Stellen angesetzt. Und so liest sich das, wenn eine Szene ein zweites Leben bekommt. Vorher:
Nachher:
Was ich aus der Überarbeitung mitgenommen habe So anstrengend der Prozess manchmal war – ich bin dankbar, dass ich ihn gegangen bin. Weil ich gesehen habe, wie sehr ich mich als Autorin entwickelt habe. Weil ich heute klarer schreibe, bewusster erzähle, mutiger kürze. Und weil ich gemerkt habe: Es lohnt sich, durchzuhalten – auch wenn Überarbeiten manchmal wehtut. Gerade dann. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, sich Zeit zu lassen – beim Schreiben, beim Überarbeiten, aber auch bei allem Drumherum. Zum Beispiel beim Cover. Gerade bei einer Neuauflage kommt dem Design eine besondere Bedeutung zu – es trägt nicht nur den neuen Titel, sondern auch das neue Gefühl, das im Text mitschwingt. Deshalb bin ich umso dankbarer, dass ich mit einer Designerin zusammenarbeiten durfte, die nicht nur Talent, sondern auch ein Gespür für Stimmung, Ton und Geschichte mitgebracht hat. Wenn alles zusammenpasst – Titel, Bild, Farbwelt, Schrift – dann spürt man: Ja. Genau so fühlt sich dieses Buch jetzt an. Ich habe auch gemerkt, wie wichtig klare Kommunikation ist. Nicht nur gegenüber Leser*innen, wenn es um Neuauflagen geht – sondern auch im Austausch mit Dienstleister*innen, mit Testleser*innen, mit mir selbst. Und vielleicht ist das der größte Punkt: Veröffentlichungen sind nicht nur ein Produkt. Sie sind ein Prozess. Man wächst mit jeder davon. Und manchmal entdeckt man eine Geschichte noch einmal ganz neu – obwohl man sie selbst geschrieben hat. Und jetzt? Jetzt ist Willow – Und in mir dein Licht bereit, noch einmal in die Welt zu gehen. Diesmal mit einer Stimme, die mehr nach mir klingt. Mit einem neuen Gewand. Und einem überarbeiteten Kern, der trotzdem dieselbe Geschichte trägt.
Vielleicht kennst du Shine noch von früher. Vielleicht nicht. Vielleicht wirst du beim Lesen Passagen wiedererkennen. Oder überrascht sein, wie anders sich alles anfühlt. Beides ist richtig. Denn Geschichten dürfen wachsen. Genau wie wir. Und manchmal ist eine Neuauflage keine Wiederholung – sondern ein neuer Anfang. PS: Im nächsten Artikel nehme ich euch dann wieder mit in meinen Alltag in Michigan - zwischen Schreibchaos, Farmers Market und Goldendoodle-Spaziergängen. Manchmal frage ich mich, wie viel Frust, Selbstzweifel und Nerven ich mir hätte sparen können, wenn mir jemand rechtzeitig ein paar Dinge übers Schreiben gesagt hätte. Nicht nur übers Schreiben selbst, sondern über das Ganze drumherum: Verlagswelt, Selfpublishing, Social Media, kreative Routinen – und wie sich das alles anfühlt, wenn man 7.000 Kilometer vom eigentlichen Buchmarkt entfernt lebt. Hier sind 10 Dinge, die ich heute weiß – und die meinem früheren Ich einiges an Kopfzerbrechen, Grübeln und Koffein erspart hätten. 1. Schreiben ist kein einsamer Job – es sei denn, du machst ihn dazu In meinem Kopf war Schreiben immer ein Soloakt – du, die Tastatur und sonst nichts. Heute weiß ich: Der Austausch mit anderen Schreibenden ist nicht Luxus, sondern Überlebensstrategie – besonders, wenn man wie ich in Michigan sitzt, während die eigentliche Buchwelt in Leipzig, Hamburg oder München tobt. Ich bin inzwischen Mitglied bei zwei wunderbaren Autor*innenvereinigungen – DELIA (Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautorinnen und -autoren) und dem Selfpublisher Verband – und möchte beides nicht mehr missen. Dazu kommen einige wenige enge Kontakte zu befreundeten Autor*innen, mit denen ich brainstorme, jammere, jubiliere und ganz nebenbei den schönsten Beruf der Welt ein bisschen weniger frustrierend mache. Natürlich begegnet man unterwegs auch Neid, Missgunst oder Ellenbogenmentalität – das bleibt leider nicht aus. Aber das Schöne ist: Man kann sich aussuchen, mit wem man sich umgibt. Und wenn man die richtigen Menschen gefunden hat, fühlt sich Schreiben plötzlich gar nicht mehr so einsam an – sondern wie Teil einer ziemlich schrägen Schreibfamilie. 2. Ohne Social Media geht gar nichts – vor allem nicht für den deutschen Markt Ich geb’s zu: Ich habe Social Media lange als lästige Pflicht betrachtet. Muss ich wirklich ein Reel drehen, wenn ich doch eigentlich nur ein Buch schreiben will? Die Antwort ist: Jein. Schreiben und Marketing sind zwei Paar Schuhe – aber wenn du willst, dass dein Buch Leser*innen erreicht, musst du beide anziehen. Gerade auf dem deutschsprachigen Markt läuft viel über sichtbare Präsenz, persönliche Nähe und Community. Instagram ist oft dein Schaufenster, dein Messestand und dein Wohnzimmer in einem. Für jemanden wie mich, die 7.000 Kilometer entfernt lebt, ist Social Media deshalb mehr als Marketing – es ist meine Verbindung zur Buchwelt, meine Bühne und mein Kaffeetisch mit Leser*innen zugleich. Und wisst ihr was? Inzwischen macht es mir sogar Spaß. Echt jetzt. (Also meistens. Also… sagen wir, oft genug, um es überzeugend zu behaupten. Fake it till you make it, oder?) Tipp am Rande: Such dir ein kleines, feines Team aus Buchblogger*innen, bei denen die Chemie stimmt – Menschen, die zu dir und deinen Geschichten passen. Gemeinsam wird die Reise nicht nur leichter, sondern auch schöner. Denn was gibt es Besseres, als die Buchwelt nicht allein zu erkunden, sondern mit Menschen, die deine Worte lieben? Und wer weiß – vielleicht entsteht daraus mehr als nur Reichweite. Vielleicht sogar echte Freundschaft. 3. Lektorate tun weh – und genau deshalb sind sie Gold wertIch erinnere mich noch an mein erstes professionelles Lektorat. Es fühlte sich an wie ein Seelenstriptease mit Rotstift. Heute weiß ich: Eine gute Lektorin sieht nicht nur, was du schreibst, sondern was du eigentlich sagen willst – und hilft dir dabei, genau dorthin zu kommen. Manchmal tut es weh, aber in 99 % der Fälle wird das Manuskript danach so viel besser, dass man sich fragt, warum man überhaupt an der Rohfassung hing. 4. Deine Schreibstimme entwickelt sich. Und das ist kein Makel, sondern MagieMein erstes Buch klingt anders als mein drittes. Und das wiederum anders als mein jetziges. Ich dachte lange, ich müsse „meine Stimme“ finden und dann auf ewig beibehalten. Heute weiß ich: Stimme ist ein lebendiger Prozess. Sie wächst mit jedem Text, mit jeder Lebensphase, mit jeder Erfahrung. Wenn sich mein Stil verändert, dann, weil ich wachse – nicht weil ich mich verliere. 5. „Nur was sich verkauft, wird verlegt“ – klingt hart, stimmt aber oft Ich hätte gerne früher gewusst, wie viel Marktorientierung auch in kreativen Entscheidungen steckt. Gerade im klassischen Verlagswesen. Wenn dein Buch nicht ins Programm passt – sei es wegen Thema, Genre oder Timing – (oder du nicht zum Genre ... ja, gibt's leider auch) dann wird es trotz toller Idee vielleicht abgelehnt. Nicht, weil es schlecht ist. Sondern weil es sich (vermutlich) nicht verkauft. Das gilt besonders für Verlagsautor*innen, wo Verkaufszahlen, Zielgruppenlogik und Genregrenzen eine große Rolle spielen. Als Selfpublisher*in hast du da deutlich mehr Freiheiten – niemand redet dir rein, niemand zwingt dich in ein Coverkonzept oder einen Trend. Aber: Wenn du auch nur ein bisschen Geld damit verdienen willst (und nicht nur für die eigene Schublade schreibst), hilft es trotzdem, den Markt zu kennen. Zu wissen, was Leser*innen gerade anspricht. Und dann zu entscheiden, was davon zu dir passt – und was nicht. 6. Nicht jedes Buch wird ein Bestseller – und das ist völlig okay Eines der Dinge, die ich wirklich gerne früher gewusst hätte: Erwarte nicht zu viel auf einmal. Nicht jeder Roman zündet sofort. Nicht jede Veröffentlichung bringt den großen Durchbruch. Und das bedeutet nicht, dass du gescheitert bist. Im Gegenteil – je realistischer die Erwartungen, desto leichter kannst du kleine Erfolge überhaupt als solche wahrnehmen. Ein gutes erstes Feedback. Ein Leser, der sich meldet. Ein Verkaufsrang, der sich kurz hebt. All das ist mehr wert, wenn du es nicht permanent mit einer idealisierten Erfolgsversion vergleichst. Und wenn etwas wirklich nicht funktioniert? Dann ist ein radikaler Neuanfang kein Makel, sondern eine bewusste Entscheidung. Ob du ein Buch überarbeitest, ein neues Pseudonym wählst oder dich mit einem kompletten Rebranding neu erfindest – es ist kein Rückschritt, sondern ein neuer Schritt nach vorn.Erfolg ist nicht linear – und schon gar nicht endgültig. Du darfst loslassen. Und nochmal anfangen. So oft wie nötig. 7. Nicht alles, was du schreibst, muss veröffentlicht werdenManche Texte sind einfach für dich. Für deine Entwicklung, deine Verarbeitung, deine Neugier. Ich habe halbe Romane in der Schublade, die nie jemand lesen wird – und das ist gut so. Sie haben mich dahin gebracht, wo ich heute bin. Nicht jedes Projekt muss „raus“. Manche sind einfach Übung. Und genau das macht sie wertvoll. 8. Selfpublishing ist kein Plan B – sondern eine bewusste EntscheidungFrüher klang Selfpublishing für mich nach „nicht gut genug für einen Verlag“. Heute weiß ich: Es ist unternehmerisch, kreativ frei und verdammt viel Arbeit – aber auch eine der besten Entscheidungen, die ich treffen konnte. Vor allem, wenn man auf zwei Kontinenten lebt. Du entscheidest über Cover, Marketing, Veröffentlichungstermin – und ja, auch über die Verantwortung, dass alles wirklich gut ist. Das ist herausfordernd, aber auch unglaublich befriedigend. 9. Es wird nie „fertig“ seinMan lernt nie aus. Jeder Roman, jedes Projekt bringt neue Herausforderungen - aber je drahtseiliger deine Nerven werden, desto gelassener nimmst du all das hin. Denn Schreiben ist kein Ziel. Schreiben ist eine Beziehung – und wie jede gute Beziehung darf sie sich verändern, wachsen, manchmal auch nerven. Aber genau das macht sie lebendig 10. Du darfst dabei du selbst seinOb du im Pyjama schreibst oder in der Sonne auf der Terrasse, ob du deutsch träumst oder auf Englisch fluchst, ob du Fantasy, Romcom oder Gedichte liebst – du darfst deinen eigenen Weg gehen. Es gibt kein „richtig“ oder "falsch", nur das, was sich für dich echt anfühlt.Und je authentischer du bist, desto mehr wird das auch in deinen Texten spürbar. Fazit: Wenn ich meinem früheren Ich heute etwas mitgeben könnte, dann vielleicht das: Erwarte weniger – und bleib trotzdem mutig. Schraub die Erwartungen nicht zu hoch. Nicht an dich, nicht an dein erstes Buch, nicht an die Reaktionen da draußen. Denn je höher die Latte liegt, desto leichter fühlt sich ein Erfolg wie ein Misserfolg an – selbst wenn er das gar nicht ist. Schreiben ist keine Gerade, sondern ein Weg mit Kurven, Abzweigungen, Haltestellen – und manchmal auch mit Schleifen zurück. Und das ist völlig okay. Du darfst wachsen. Du darfst scheitern. Du darfst wieder anfangen. Was zählt, ist nicht, wie viele Bücher du verkauft hast oder wie oft dein Post geliked wurde. Sondern dass du dranbleibst. Dass du erzählst. Dass du dich selbst immer wieder daran erinnerst, warum du das hier tust: Weil du Geschichten liebst. Und weil du etwas zu sagen hast. Dies ist ausnahmsweise mal kein Beitrag übers Schreiben. Okay – fast. Denn während ich diesen Text tippe, sitze ich an mehreren Projekten gleichzeitig: Ich stecke gerade mitten in der Überarbeitung eines Young Adult Romantasy-Romans, dessen Rechte ich kürzlich zurückbekommen habe. Im Juli wird er neu erscheinen – gründlich überarbeitet, mit frischem Satz und einem Hammer-Cover, das ich euch ganz bald zeige (Instagram-Cover-Flashmob: Freitag!). Parallel dazu wächst im Hintergrund der Plot für den zweiten Teil meiner noch geheimen Fantasy-Trilogie, die ich Stück für Stück aufbaue. Aber heute geht’s nicht um Magie, Schlüssel oder Kapitel 27. Heute geht es um das, was diesen Teil des Jahres hier besonders macht. Um Zikaden, Tornadowarnungen, drei Monaten Sommerferien - und das Gefühl, dass der Frühling einfach übersprungen wird. Um Tage, die sich anfühlen, als würde die Luft kleben und um Nächte, in denen plötzlich Waschbären – oder Skunks - auf der Terrasse Partys feiern. Sommerstart, Pools und das große Draußen Seit ich 1999 nach Michigan gezogen bin, habe ich keinen kompletten Sommer mehr in Deutschland verbracht. Natürlich erinnere ich mich noch an die Freibäder, an Pommes rot-weiß und sonnenwarme Kopfsteinpflaster, aber mein Sommer – der, den ich heute lebe – spielt sich hier ab. In Michigan. Der Sommer in Michigan beginnt inoffiziell Ende May mit Memorial Day und endet genauso inoffiziell Anfang September mit Labor Day – oder, wenn man einen Hund hat, mit dem Tag, an dem man ihn abends lieber nicht mehr allein in den Garten lässt. Denn dann sind sie zurück: Skunks, Raccoons und Opossums. Charmant. Nachtaktiv. Und völlig desinteressiert an den Regeln eines (mehr oder weniger) gepflegten Vorstadtgartens – oder an einem Vierbeiner mit ausgeprägtem Jagdinstinkt und sehr selektivem Gehorsam. Gefühlt hat hier jede zweite Familie einen Pool – bei uns dauerbeansprucht von Sunny, der jedes Gewässer für sein persönliches Biotop hält. Und weil er ungern allein draußen planscht, folgen wir ihm meistens freiwillig. Und so verlagert sich - zumindest bei uns Grecos - das Leben im Sommer, wann immer es geht, komplett nach draußen: auf die Terrasse, in Parks, an die Seen. In den State Parks gibt es hier übrigens überall praktische Picknicktische, Grills, kleine Strände, Bootsverleihe. Überhaupt scheint Picknicken hier fest in der DNA eines Michiganders verankert zu sein - mit Kühlbox, Burgern, Hot Dogs, Chips in Familiengröße und mindestens einer selbstgemachten Limonade im Gepäck. Mücken, Seen und andere Sommerwahrheiten Manchmal erinnere ich mich noch an deutsche Freibäder – Chlor, Badekappenpflicht, Schwimmabzeichen zum Aufnähen, und die nassen Umkleiden, in denen nie genug Haken für Handtücher waren. Hier gibt es stattdessen: Natur. Seen. Und Mücken. Das Erste, was man im Michigan-Sommer lernt? Mücken sind keine Kleinigkeit. Und sie kommen immer im Rudel. Sie lieben die schwüle Hitze genauso wie offene Fenster, nackte Knöchel und Menschen, die sich zu früh über einen gemütlichen Sommerabend freuen. Und sie übertragen fiese Krankheiten – zumindest an die vierbeinigen Familienmitglieder. Fragt mal Sunny. Herzwurm ist real. Und trotzdem sind die Sommer an den Seen wunderschön. Wenn dann abends das Summen der Zikaden einsetzt – wie das leise Vibrieren eines Strommasts irgendwo in der Ferne – weiß ich, dass ich genau hier bin, wo ich gerade sein soll: im Sommer in Michigan. Wenn der Sommer nach Rauch und Schokolade riecht Und wo wir gerade bei gemütlichen Sommerabenden sind: Ein Sommerabend in Michigan riecht nicht nach Würstchen und Kräuterbutter, sondern nach Lagerfeuer, Maiskolben, Burgern – und S’mores. Diese klebrig-süße Kombination aus Marshmallows, Schokolade und Graham Crackers wird traditionell am Lagerfeuer zubereitet und sieht am Ende meistens genauso aus, wie man es sich vorstellt – eine Sauerei mit Ansage. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich mich mit diesem „Dessert“ angefreundet habe – und heute gibt’s bei uns manchmal sogar Indoor-S’mores. Frisch aus der Mikrowelle, wenn die Mücken draußen mal wieder zu aufdringlich sind. Und trotzdem: Ich vermisse Johannisbeeren. Stachelbeeren. Kaltschale. Und von einem richtig kalten deutschen Bier will ich gar nicht erst anfangen. Himmelblau & Gartenglück Das Erste, was mir hier damals im Sommer aufgefallen ist, war der Himmel. Dieses intensive, klare Dunkelblau, das man in Deutschland so nicht kennt. Im Sommer wirkt er noch größer. Noch lauter. Noch mehr. Und ich glaube, genau das ist es, was ich heute am stärksten mit dem Sommer in Michigan verbinde: Freiheit. Auch wenn die Sommer hier heißer und schwüler sind, die Luftfeuchtigkeit gnadenlos ist und der Frühling oft einfach ausfällt – ich möchte trotzdem nirgendwo anders sein. Nicht im Sommer. Über den Winter schreibe ich dann ein andermal. Und mein Garten macht ohnehin alles wett – sogar die endlosen, bitterkalten Monate. Ich liebe meinen kleinen Gemüse- und Kräutergarten: voller Tomaten, Zucchini, Mangold und unzähliger Kräuter. Und wenn ich morgens feststelle, dass aus der kleinen Zucchini über Nacht ein Baseballschläger geworden ist, gibt es „Zucchini Bread“ – morgens, mittags, abends. Wobei: In Deutschland würde man es wohl eher als Rührkuchen bezeichnen. (Mein halbwegs gesundes Lieblingsrezept folgt weiter unten.) Wenn der Himmel grün wird Was man in Michigan im Sommer auch kennenlernt: Unwetter. Keine dramatischen Hollywood-Stürme – aber reale, bedrohliche Naturgewalt. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Tornadowarnung. Wir sind mit Taschenlampe und Decken in den Keller gegangen, die Luft grünlich, der Himmel unheimlich still. Ich hatte wirklich Angst. Heute ist das fast Routine. Sobald das Handy losheult, läuft alles automatisch ab: Fenster zu, Handy laden, Sunny an die Leine, ab nach unten. Meist passiert nichts. Manchmal kracht es ordentlich. Und oft endet das Ganze mit umgekippten Gartenstühlen und einem halb gefluteten Rasen. Sidenote: Bei einem Schulausflug mit meiner Jüngsten vor ein paar Jahren hat uns ein Tornado mitten auf dem Land überrascht. Wir landeten mit einer Gruppe leicht nervöser Erstklässler im Keller eines ausgesprochen gelassenen Farmers, der die Situation deutlich entspannter nahm als wir. Aber ja – wir haben die Funnelcloud tatsächlich gesehen. Nicht weit entfernt, deutlich erkennbar: ein schmaler, rotierender Trichter am Himmel – faszinierend und leicht beunruhigend. Seitdem weiß ich: Wenn das Handy piept und der Himmel grünlich wird, ist es definitiv Zeit, in den Keller zu gehen – und nicht erst, wenn der Trichter schon winkt. Garage Sales & Lemonade Stands – amerikanischer geht’s kaumIrgendwann zwischen Juni und August tauchen sie überall auf: handgemalte Schilder an Straßenecken, Pfeile auf Pappe, und dann – ein Vorgarten voller Möbel, Bücher, Deko, Geschirr und Klamotten. Man schlendert, stöbert, feilscht ein bisschen – und findet am Ende etwas, das man nie gesucht hat – aber jetzt behalten will. Und dann natürlich: die Lemonade Stands. Ich erinnere mich noch genau, wie meine Töchter zum ersten Mal einen veranstaltet haben. Mit aufgeregtem Kichern, handgemalten Schildern, Eiswürfeln in Plastikbechern und unbändigem Stolz, wenn jemand wirklich anhielt. Auch diese kleinen Dinge gehören hier zum Sommer. Und sie machen ihn besonders. Drei Monate Ferien, zehn Tage Urlaub Ja, die Sommerferien … Fast drei Monate lang. Von Anfang Juni bis Labor Day. Die Kinder haben frei – die Eltern eher nicht. Was für ein Kulturschock, als Carlo damals genau zehn Urlaubstage im Jahr hatte. Zehn! Keine Betriebsferien, keine Brückentage, keine sechs Wochen Sommerpause. Heute sind es zum Glück mehr – Gott sei Dank. Trotzdem haben wir es bis heute nie geschafft, mal länger als zwei Wochen am Stück wegzufahren. Irgendwas ist immer - und ganz ehrlich? Manchmal will man das auch gar nicht. Lieber im Garten bleiben. Mit Sunny im Pool planschen. Die Füße ins Wasser hängen und so tun, als gäbe es keinen Kalender. Nur Sonne. Mücken. Und Zeit. Was mir manchmal fehlt: ein Eiscafé mit Sonnenschirm So sehr ich den Sommer hier liebe – es gibt da diese Kleinigkeit, die ich vermisse. Dieses ganz normale „Mal eben in die Stadt und ein Eis holen“-Gefühl. In Deutschland bedeutete das: Schuhe an, ab in die Innenstadt, Spaghettieis oder Stracciatella, ganz egal – Hauptsache draußen, Kopfsteinpflaster unter den Füßen, vielleicht noch ein kurzer Plausch mit jemandem, den man zufällig trifft. Hier, wo ich lebe, gibt es keine klassische Innenstadt. Kein Zentrum zum Durchbummeln. Kein Eiscafé mit buntem Sonnenschirm. Eis gibt’s im Drive-through oder in der Tiefkühltruhe. Im Becher. To go. Es ist nichts Weltbewegendes. Aber manchmal fehlt’s eben doch – genau wie Freibadpommes. Und Spontaneität ohne Parkplatzsuche. Zwischen Alltag und Dankbarkeit – mein Michigan-Sommer Manchmal ist der Sommer hier laut, grell und überwältigend. Manchmal tut er so, als wäre er gar nicht da. Nur Hitze. Und dieser seltsame, flirrende Stillstand vor dem nächsten Unwetter. Und manchmal, ganz manchmal, vergesse ich, dass er nicht selbstverständlich ist. Ich ernte Zucchini. Ich schreibe auf der Terrasse, bis mein Laptop überhitzt. Ich schwimme mit Sunny im Pool, wenn es zu heiß wird. Ich warte auf das nächste Gewitter – und lächle, wenn die Zikaden den Takt vorgeben. Der Sommer hier ist nicht besser als damals in Deutschland. Nicht schlechter. Er ist einfach: meiner. Er gehört zu einem Leben, das irgendwo zwischen Alltag und Abenteuer tanzt. Zwischen Routinen, die sich eingeschliffen haben – und Momenten, die sich wie Neuanfänge anfühlen. Und vor allem gehört er zu diesem Gefühl, das ich immer wieder in mir trage, wenn ich barfuß durchs Gras gehe und der Wind mir durchs Haar fährt: Freiheit. Das erste Kapitel aus „Willow – Und in mir dein Licht“ – dem Young Adult Fantasybuch, das ich gerade überarbeite – beginnt übrigens mit diesen Zeilen: „Freiheit! In diesem Moment schmeckte sie süßer als Moms Brownies, duftete intensiver als das sündhaft teure Parfum, das Jonah mir letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie klang besser als jede Zeile aus einem Nirvana-Song – und fühlte sich an wie der Sommerwind, der mir gerade durchs Haar fuhr: wild, lebendig, voller neuer Möglichkeiten.“ Mehr zum Buch – und zum neuen Cover – gibt’s ganz bald auf meinem Instagram-Kanal. Bis dahin: Sommerwind atmen. Zucchini ernten. Weiterschreiben. Mein Lieblingsrezept: Zucchinibrot für heiße Tage (Oder: ein richtig saftiger Rührkuchen) Zutaten:
Als Kathleen Kelly in You've Got Mail (E-Mail für Dich) zum ersten Mal erfährt, dass in der Nähe ihres liebevoll geführten Kinderbuchladens eine riesige Filiale von Fox Books entstehen soll, ahnt sie, was auf sie zukommt. Ihr kleiner Shop Around the Corner lebt von Gesprächen, Empfehlungen, Nähe – Fox Books dagegen von Rabatten, Größe und Effizienz. Was 1998 als romantische Filmkomödie mit Meg Ryan und Tom Hanks begann, ist heute Realität geworden: Der Strukturwandel im Buchhandel ist längst kein Filmplot mehr – er schreibt schon lange seine ganz eigene Geschichte. Der deutsche Buchhandel: Rückzug der Kleinen, Wachstum der Großen Kirsten in Deutschland 2025, Buchmesse Leipzig Wenn ich in Deutschland bin – und das versuche ich so regelmäßig wie möglich – zieht es mich natürlich immer auch in Buchhandlungen. Und doch habe ich zunehmend das Gefühl, dass es diese kleinen, individuellen Läden, in denen man stöbern, sich beraten lassen und einfach ein bisschen versinken konnte, immer seltener gibt. Laut einem Bericht des Börsenblatts vom 23. Februar 2024 gibt es im deutschen Buchhandel jährlich 100 Schließungen, aber nur 40 Neugründungen. Das betrifft vor allem inhabergeführte Läden – oft, weil sich die Inhaber aus Altersgründen zurückziehen und es keine Nachfolge gibt. In den Innenstädten schrumpft dadurch gefühlt nicht nur die Vielfalt, sondern auch ein Stück literarischer Kultur. Gleichzeitig gibt es auch positive Entwicklungen: Große Ketten wie Thalia, Hugendubel oder Osiander wachsen weiter – durch neue Filialen, Übernahmen und ein starkes Onlinegeschäft. Laut Börsenblatt vom 15. Oktober 2024 erzielte Thalia im Geschäftsjahr 2023/24 einen Rekordumsatz von rund 1,9 Mrd € (plus 8 % gegenüber 2022). Das freut das Autorinnenherz natürlich sehr – denn es zeigt: Bücher sind weiterhin gefragt, werden gekauft, verschenkt, gelesen. Auch Hugendubel meldet neue Filialen in mehreren Städten und eine wachsende digitale Reichweite. Klar, es schmerzt, wenn vertraute Lieblingsläden verschwinden – aber vielleicht entstehen gerade deshalb neue Orte und Konzepte, die Bücher wieder neu erlebbar machen. Petra Bunte, Buchhändlerin bei Thalia in Hameln, erzählt mir dazu: "Immer mehr Buchhändler*innen finden keine Nachfolge und verkaufen deshalb an die große Kette. Nach dem aggressiven Verdrängungswettbewerb der ersten Jahre, haben die Großen und die Kleinen jetzt mit dem Internet einen gemeinsamen Konkurrenten. Und nach meinem Empfinden ist es für viele eine Art rettender Strohhalm geworden, sein Geschäft lieber an die Großen zu verkaufen, als es ganz schließen zu müssen." Neuer Glanz für alte Regale – das US-Revival der Buchläden Literati Bookstore, Ann Arbor, MI Nicht nur die großen stationären Buchhandlungen erleben hier eine Art Renaissance. Barnes & Noble, lange das Sinnbild der kommerziellen Großkette, hat sich unter neuer Führung neu erfunden. 2025 sollen mehr neue Filialen eröffnet werden als je zuvor in einem Jahr – viele davon mit überarbeitetem Konzept, gemütlicherer Gestaltung und bewusst kuratierter Auswahl. Parallel dazu entstehen in Amerika neuerdings immer mehr unabhängige Buchläden mit ganz eigener Handschrift. Axios berichtete im April, dass in den letzten fünf Jahren über 1.200 neue Stores gegründet wurden. Viele verstehen sich als Third Places – Orte zwischen Arbeit und Zuhause, mit Café, Lesesofa, Veranstaltungen und klarer Haltung. Sie schaffen Räume für queere, bipoc- oder neurodivergente Communities und setzen auf Austausch statt bloßen Konsum. Besonders deutlich wird das beim Thema "banned books". In vielen Bundesstaaten der USA werden Werke verboten, die Diversität, queere Identität oder kritische Perspektiven behandeln. Umso wichtiger ist die Rolle unabhängiger Buchläden, die genau diese Titel sichtbar und mutig ins Regal stellen – als Zeichen dafür, dass Literatur ein Spiegel und kein Filter sein sollte. BookTok und die neue Leselust Nicht allein, aber ganz sicher mitverantwortlich für den Aufschwung im Buchhandel: TikTok – oder besser gesagt #BookTok. Lesebegeisterung wird hier viral entfacht, durch Clips, Buchemotionen und visuelle Ästhetik. Titel, die online durchstarten, landen auf prominent platzierten Sondertischen. Auch in Deutschland ist diese Entwicklung spürbar. Petra Bunte sagt dazu: "Meine subjektive Wahrnehmung ist, dass der stationäre Buchhandel wieder im Kommen ist, besonders bei den jungen Leuten. (…) Es ist einfach großartig, wie viele junge Leute in letzter Zeit das Lesen wieder für sich entdeckt haben und stapelweise Bücher bei uns kaufen. Das lässt natürlich hoffen, dass sie nicht nur heute bei dem New Adult Trend mitmachen, sondern auch noch die Buchkäufer*innen von morgen sind. (…) BookTok und New Adult haben Bücher, das Lesen und eine Shoppingtour durch die Buchläden wieder „in“ werden lassen. Und ich glaube schon, dass die großen Ketten dabei im Vorteil sind, weil sie nicht nur eine größere Auswahl bieten, sondern oft auch exklusive Farbschnitte oder Goodies, teilweise auch Events." Online klicken, lokal unterstützen Sowohl in den USA als auch in Deutschland gibt es übrigens richtig gute Ideen, um unabhängige Buchhandlungen auch online sichtbar zu machen. In den USA ist das vor allem bookshop.org – eine Plattform, über die man Bücher bestellen und dabei gezielt eine Indie-Buchhandlung seiner Wahl unterstützen kann, ganz ohne dass der Laden selbst einen eigenen Shop betreiben muss. Das Ganze funktioniert erstaunlich gut und hat sich für viele kleine Läden als echte Stütze erwiesen. (Danke für den Tipp, Lynn!) Das deutsche Pendant dazu heißt genialokal.de – hier können Leser*innen bequem online stöbern und gleichzeitig ihren Lieblingsbuchladen vor Ort stärken. Ein Klick – und die nächste Buchhandlung profitiert direkt. Ich mag solche Ideen, bei denen digitaler Komfort und lokale Unterstützung Hand in Hand gehen. Omnichannel: Wenn online und offline verschmelzen Und schon sind wir beim Thema „Omnichannel“: online bestellen, in der Filiale abholen, digital zurückgeben oder E-Books über die hauseigene Plattform nutzen. Barnes & Noble verfolgt diese Strategie seit Jahren. Die offizielle App verbindet Online- und Filialkauf nahtlos – mit Wunschlisten, Mitgliedskarte und Click & Collect. Damit verschmilzt das Einkaufserlebnis zunehmend zwischen Bildschirm und Bücherregal. Aber auch deutsche Buchhandlungen sind längst omnichannel-orientiert. Petra Bunte sagt dazu: "Thalia ist zum Glück ein Unternehmen, das auf jede dieser Veränderungen reagiert und sie mitgeht. Als sogenanntes Omnichannel-Unternehmen ist bei uns online quasi alles möglich: Online bestellen – Versand nach Hause, Online bestellen – Abholung in der Buchhandlung, in der Buchhandlung bestellen – kostenloser Versand nach Hause. Auch Rückgaben sind entsprechend über alle Kanäle möglich. Bei E-Books und E-Book-Readern waren und sind wir auch immer vorne mit dabei. E-Books können z. B. auch sofort bei uns in der Buchhandlung als Download-Code gekauft werden." Wandel im Kundenverhalten Und damit ändert sich selbstverständlich das Kundenverhalten. Auch Petra spürt das täglich: "Wir vor Ort bemerken als Veränderung am stärksten, dass unsere Kund*innen viel informierter und besser vorbereitet sind als früher. Sie wollen nicht mehr so viel beraten werden, sondern wissen genau, was sie wollen, weil sie es z. B. als Tipp im Internet gesehen haben. Und oft haben sie auch schon online abgefragt, ob wir in der Filiale Hameln aktuell Bestand haben, sodass sie nur noch kommen, zuschnappen und kaufen, oder sich höchstens beim Suchen helfen lassen." Die Leute wissen, was sie wollen – und kommen trotzdem vorbei. Vielleicht ist das die neue Stärke des stationären Handels. In Deutschland wie in Amerika. Und was würde Kathleen Kelly heute tun? Vielleicht hätte die Kathleen von 1998 heute einen kleinen, unabhängigen Buchladen mit gutem WLAN, eigenem TikTok-Account und Lesecafé eröffnet. Vielleicht würde sie Signierstunden mit queeren Debütautor*innnen veranstalten, „Banned Books“-Regale kuratieren und Kund*innen mit Farbschnitt-Tipps und Kaffee versorgen. Sicher ist: Sie würde sich nicht unterkriegen lassen – nicht von Fox Books, nicht vom Algorithmus, und schon gar nicht vom Gedanken, dass Lesen aus der Mode kommt. Denn das tut es nicht. Es verändert nur seine Form. Und wie Bücher selbst, braucht auch der Buchhandel manchmal ein neues Kapitel, um seine Geschichte weiterzuerzählen. Ein herzliches Dankeschön an Petra Bunte für ihre offenen Einblicke und Gedanken – und für ihre Doppelrolle als Buchhändlerin mit Herz und Autorin mit Stimme. Wer wissen möchte, wie sich Buchliebe in Romanform anfühlt, sollte unbedingt mal in ihre Geschichten reinschauen.
In meinem Blog geht es ja nicht nur um den amerikanischen Alltag, sondern auch ums Schreiben – mit Tipps, persönlichen Erfahrungen und einem Blick hinter die Kulissen meines Autorinnenlebens. Der erste Beitrag in diese Richtung widmet sich einer Frage, die mich bei größeren Projekten immer wieder beschäftigt: Wie bleibt man bei all den Ideen, Plotlinien, Zeitsprüngen und Charakteren halbwegs organisiert – ohne den Kopf zu verlieren? Ich stecke gerade mitten in einer neuen Urban-Fantasy-Trilogie. Band eins ist geschrieben, momentan arbeite ich am Feinschliff – auch wenn es mich längst in Teil zwei zieht. Aber Disziplin muss sein. Schließlich baut das eine auf dem anderen auf, und irgendjemand muss hier ja den Überblick behalten … im Idealfall ich. Oft schreibe ich dabei mit Blick auf den großen Ahornbaum vor dem Fenster, eine Tasse amerikanischen Kaffee neben mir – und ein Kopf voller deutscher Notizen, To-dos und spontaner Geistesblitze, die grundsätzlich dann auftauchen, wenn ich sie gerade gar nicht gebrauchen kann. Kein Wunder also, dass es manchmal schwierig wird, den Überblick zu behalten. Hier ein paar Strategien, die mir helfen, wenn mein Gehirn mal wieder versucht, zehn Handlungsstränge gleichzeitig zu jonglieren. Alles an einem Ort – sonst geht’s verloren Ich arbeite mit einer Mischung aus meinem digitalen Schreib-Setup in Papyrus Autor und einem klassischen Notizbuch – für alles, was mir zwischendurch in den Kopf schießt. Und das passiert öfter, als mir lieb ist. Ihr wisst ja, ich bin die Person, die sich nachts selbst Nachrichten schickt, wenn mir im Halbschlaf ein Dialogfetzen kommt, der zu gut ist, um ihn der Dunkelheit zu überlassen. Wichtig ist für mich: Alles braucht einen festen Platz. Ob Worldbuilding-Schnipsel, lose Szenenideen oder Figurenhintergründe – Hauptsache, sie verschwinden nicht irgendwo zwischen Einkaufszetteln und Handyfotos. Übersicht ist gut – Flexibilität ist besserIch mag Struktur. Kapitelübersichten, Figurenbögen, Spannungsverläufe – das alles hilft, um nicht mittendrin den Faden zu verlieren. Aber ich halte das Ganze bewusst locker gestrickt, damit ich jederzeit umschmeißen kann, wenn sich die Geschichte plötzlich selbstständig macht. Im ersten Teil hat sich zum Beispiel ein Nebencharakter so charmant in den Vordergrund gespielt, dass er eine viel größere Rolle bekommen hat als ursprünglich geplant – inklusive eigener Plotline, die jetzt komplett anders verläuft. Und genau deshalb: Pläne sind gut. Aber sie dürfen atmen. Trilogie? Vorausdenken statt hinterherräumen Neben dem eigentlichen Manuskript führe ich ein separates Dokument mit einem groben Zeitstrahl und einem Spannungsbogen über alle drei Bände. Da steht drin, wann welche Figur was weiß, wann Wendungen kommen, wann Hinweise gestreut werden. Das klingt aufwendig – aber es spart mir im Nachhinein Stunden an Sucherei und Kopfzerbrechen. Gerade bei einer Trilogie muss man mitdenken, was später kommt. Denn nichts ist ärgerlicher, als auf Seite 400 von Band zwei festzustellen, dass der große Aha-Moment schon irgendwo in Band eins auf Seite 80 leise verpufft ist. Listen, Listen, ListenIch bin Team Liste. Immer schon gewesen. Ich habe:
Ideenparkplatz für alles, was zu früh kommt Manchmal poppt beim Schreiben plötzlich eine Szene für Band zwei oder drei auf – obwohl ich noch mitten im ersten bin. Statt mich davon ablenken zu lassen, landet sie auf meinem Ideenparkplatz. Da darf sie wachsen, bis sie dran ist. Manche dieser Ideen entstehen übrigens nicht am Schreibtisch, sondern beim Kaffeetrinken auf der Terrasse mit Blick ins Grüne, auf einer Landstraße irgendwo im Nirgendwo, oder auf dem Highway nach Detroit. Michigan ist ziemlich gut darin, den Kopf auf Wanderschaft zu schicken. Oft reicht schon ein nebliger Morgen oder dieser ganz bestimmte Oktobersonnenstrahl und plötzlich ist die nächste Szene da, als hätte sie nur darauf gewartet.. Dann hilft nur eins: SMS an mich. Und hinterher auf den digitalen Ideenparkplatz. Abstand schafft Klarheit (und manchmal sogar neue Ideen) Wenn mir alles zu viel wird – Figuren, Zeitlinien, Logik – hilft oft nur eins: Abstand. Mal ist es ein Tag ohne Manuskript, mal ein Blogbeitrag (ja, dieser hier zählt auch), oder einfach die tägliche Hunderunde, die längst fester Bestandteil meines Schreiballtags geworden ist. Bewegung hilft. Frische Luft auch. Und manchmal bringt genau das die besten Ideen zurück – ohne dass man danach gesucht hat. Und manchmal, wenn es passt, besuche ich sogar einen realen Ort, der in der Geschichte vorkommt – oder zumindest in der Stimmung ganz nah dran ist. Die Fotos unten zeigen übrigens einen Ort aus der Trilogie, die ich gerade schreibe. Erkennt ihn jemand? Ich bin gespannt, wer’s errät. Fazit Große Schreibprojekte brauchen mehr als nur Ausdauer – sie brauchen Struktur. Aber keine Sorge: Das heißt nicht, dass alles strikt durchgeplant sein muss. Mit ein paar verlässlichen Tools, einem flexiblen Plan und einem Ideenparkplatz (egal ob digital oder im Notizbuch) lässt sich selbst das kreativste Chaos sortieren – und der Kopf wird wieder frei für das, worum es eigentlich geht: die Geschichte.
Denn am Ende geht’s nicht nur darum, dranzubleiben oder alles im Griff zu haben. Sondern darum, für die Geschichte zu brennen. Sie zu fühlen, sie weiterzuerzählen und vor allem: Freude daran zu haben. Auch (oder gerade) dann, wenn sie sich mal wieder nicht an den Plan hält. Ich bin Morgenmensch. Richtig hardcore. Noch bevor Carlos Wecker um 5:30 Uhr losgeht, bin ich meistens schon wach – geweckt von einer Vogelversammlung direkt vorm Fenster. Und das liegt nicht nur am Gezwitscher, sondern auch daran, dass wir beim Schlafen ziemlich deutsch geblieben sind: Fenster offen, immer. Auch im Hochsommer. Während drumherum die ganze Nachbarschaft die Klimaanlage durchrattern lässt, lassen wir frische Luft und Grillenzirpen rein. Funktioniert überraschend gut. Meistens. Doch bevor ich überhaupt aus dem Bett klettere, greife ich zum Handy. Nicht, um zu scrollen – sondern um zu prüfen, ob mein Nacht-Ich mir eine SMS geschrieben hat. Kommt öfter vor, als mir lieb ist: Irgendetwas reißt mich aus dem Schlaf, ich tippe halb wach drauflos – und hoffe am nächsten Morgen auf die Eingebung. Manchmal ist es tatsächlich brauchbar und manchmal steht da nur so etwas wie: „?? Schlüssel Licht Flügel??“. Aber hey – lieber kryptisch notiert als genial vergessen. Latte, Laune, Lebensstil Als erstes … Kaffee! Kein To-go, kein Drip-Brew – sondern Latte aus dem Espressokocher, ganz klassisch. Ohne den läuft hier nämlich nichts – weder die Laune noch der Laptop. Dazu? Ganz sicher kein PB&J Sandwich – das steht für Peanut Butter & Jelly, also Erdnussbutter mit Marmelade, ein echter Klassiker des amerikanischen Lebensstils – den ich konsequent ignoriere. Ich mag Peanut Butter wirklich gern. Nur nicht kurz nach dem Aufstehen. Bei uns gibt’s stattdessen selbst gebackenes Sauerteigbrot, Käse, Ei, frische Tomaten (im Sommer direkt aus dem Garten) – oder Bircher Müsli. Definitiv nicht das, was man hier „breakfast“ nennt – aber deutlich näher an meinem Geschmack. Erst mal Haushalt und Hund statt Heldenreise Dann ist Sunny dran – unser Goldendoodle, Sockenliebhaber, Epilepsie-Patient und treuester Schatten. Er bekommt seine Medikamente, Frühstück und eine kleine Extraportion Streicheleinheiten. Und nachdem Carlo sich ins Büro verabschiedet hat, beginnt für mich der erste echte Tagesabschnitt: Küche, Wäsche, aufräumen, all das. Währenddessen: Manuskriptgedanken. Immer. Die schleichen sich zuverlässig zwischen Waschmaschine und Geschirrspüler rein. Hörbuch im Ohr, Hund an der Leine Als Nächstes geht’s nach draußen – Hunderunde. Einmal tief durchatmen, Kopf freipusten und schauen, ob Sunny heute eher auf Abenteuer oder Abkürzung steht. Meistens hab ich dabei ein Hörbuch im Ohr – aktuell „Tale of the Heart Queen“, Band vier der „Artefakte von Ouranos“ von Nisha J. Tuli. Ich liebe diese Reihe – episch, düster, ein bisschen romantisch und perfekt für Tage, an denen mein Kopf eh schon halb in anderen Welten wohnt. Und wenn ich mal nicht in Fantasyreiche abtauche, telefoniere ich mit Deutschland: Familie, Freundinnen, Schreibmenschen. Dank Zeitverschiebung klappt das vormittags ziemlich gut. Und irgendwo zwischen schnüffelndem Hund, raschelndem Laub und ein paar sehr motivierten Eichhörnchen stolpern mir dann oft die besten Szenen vor die Füße. Manuskriptmodus: an Wieder zu Hause starte ich in die erste Schreibrunde. Zwei Mal die Woche nicht allein, sondern per Facetime mit einer amerikanischen Freundin, die ich schon seit meinen ersten Tagen in Michigan kenne. Wir hatten uns eine Weile aus den Augen verloren – wie das manchmal so läuft, wenn das Leben dazwischenkommt. Aber übers Schreiben haben wir uns wiedergefunden und heute sind unsere Schreibdates fester Bestandteil der Woche: 90 Minuten konzentriertes Tippen, jede für sich – und trotzdem irgendwie zusammen. Keine Ablenkung, keine Ausreden. Und auch wenn uns inzwischen ein paar Staaten trennen: Dieses Accountability-Ding funktioniert. Weil da jemand ist, der weiß, wie es sich anfühlt, wenn man an einer Szene hängt – und sich heimlich lieber dem Kühlschrank zuwenden würde. Feinschliff mit kritischer Begleitung Und ja – ich arbeite gerade an einer neuen Urban Fantasy Trilogie und bin inzwischen bei dem Teil angekommen, der gleichzeitig befriedigend und gnadenlos sein kann: die vorletzte Phase der Überarbeitung! Die Geschichte steht, der Bogen ist gespannt – jetzt wird gestrichen, verdichtet, geschliffen, korrigiert und alles, was nicht mehr trägt, fliegt raus. Und dabei verlasse ich mich nicht nur auf mein Gefühl, sondern auch auf mein großartiges Testleserinnen-Team. Denn irgendwann wird man betriebsblind. Man liest, was man glaubt, geschrieben zu haben. Man füllt Lücken mit Vorwissen, merkt nicht mehr, wenn ein Satz im Kopf klar, aber auf dem Papier wirr ist. Deshalb ist dieses Team so wichtig – und ich bin wahnsinnig dankbar für jede einzelne Rückmeldung. Weil sie ehrlich sind. Weil sie auch sagen, wenn etwas nicht funktioniert.Und weil sie genau das tun, was ein gutes Team tun sollte: mitdenken, mitfühlen, mittragen – aber nicht alles abnicken. Ohne sie wäre das Buch nicht dasselbe. Ob dieses Projekt wieder ins Selfpublishing geht oder ob ich den Weg über eine Agentur versuche, steht noch nicht fest. Das wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Aber eins steht fest: Es wird anders. Und ich freu mich darauf, euch bald mehr zu erzählen. Zwischen Social Media und Gemüsebeet Nach der ersten Runde ist erstmal Pause – zumindest theoretisch. Manchmal lande ich im Garten, manchmal beim Austausch mit Kolleginnen, manchmal beim Pflegen des DELIA-Instagramkontos, das ich mitbetreue. Oft sitze ich aber auch einfach am Küchentisch und überarbeite Blogtexte, plane Social Media Beiträge oder streiche mit einem sehr entschlossenen Blick Dinge von meiner To-do-Liste. Und dann, irgendwann, ruft die zweite Runde – ohne festen Startpunkt, aber mit klarer Mission: Zurück ins Manuskript. Zurück in die Geschichte. Sternenhimmel, Stille, Schluss für heute Abends ist Schluss mit Manuskript. Spätestens um 18 Uhr klappe ich den Laptop zu – manchmal auch mit sanfter Gewalt. Carlo kocht (was für uns alle besser ist), und danach ist Feierabend. Ein Bier auf der Terrasse – nicht immer deutsch, aber immer verdient – und ein bisschen Zeit nur für uns und ich gebe mein Bestes, den Plot für ein paar Stunden auszublenden. Spoiler: gelingt nicht immer. Wochenende: einkaufen, durchatmen, leben Und am Wochenende? Schreibfrei. Meistens. Dann stehen die Dinge auf dem Plan, die unter der Woche gern durchrutschen: Der große Wocheneinkauf zum Beispiel – und hier in Michigan ist das ein echter Luxus, denn ich kann zu jeder Tages- und Nachtzeit einkaufen gehen, auch am Wochenende. Oft schaue ich auch beim Farmers Market um die Ecke vorbei wo ich nicht selten mehr frisches Gemüse kaufe, als mein Kühlschrank bewältigen kann. Aber Wochenende heißt vor allem: Carlo-Zeit. Ohne WLAN, aber mit dem, der bleibt, wenn der Bildschirm längst dunkel ist. Denn die schönsten Kapitel schreibt immer noch das Leben – ganz ohne Abgabetermin.
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Kirsten GrecoFantasyautorin aus Michigan. Schreibt Magie, trinkt Kaffee, löscht Plotbrände. Archive
Oktober 2025
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